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Letizia Cipolletta

LET'S TALK STRATEGY PODCAST: Was tun, wenn niemand mehr in die Schweizer Armee möchte?



Max Frisch schreib über die Armee: "Sie ist ein Tabu. Über Gott, Nicht-Gott können wir mit Anstand sprechen, über Sex können wir mit Anstand, ohne Anstand sprechen. Nicht sprechen können wir über die Armee."


In dieser Podcast-Folge geht es also ums Schweizer Militär. Rede und Antwort steht uns hier Nik Jäger, Kommandant Management-, Informations- und Kommunikationsausbildung der Schweizer Armee.



Dafür werfen wir erst einen Blick zurück: 1989 stimmte die Schweiz über die Abschaffung der Armee ab. 35.6% hatten der Abschaffung zugestimmt. Damit hatte man nicht gerechnet. Doch genau dieser Denkzettel des Volkes hat Reformen angetrieben. Damals wie heute galt für Schweizer Männer Wehrpflicht. Aber damals war die einzige Alternative zum Militärdienst Gefängnis - bis über ein Jahr. Manche, die das auf sich nahmen, erhielten zudem Berufsverbote.


Doch die Einschränkungen gingen noch weiter: «Wer mit einer Person gleichen Geschlechts eine unzüchtige Handlung vornimmt», wurde gemäss Artikel 127 des Militärstrafgesetzes noch bis 1992 mit Gefängnis bestraft. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnete Homosexualität in der International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD) als psychologische Erkrankung, konkret als »sexual deviation». Seit 1992 gilt Homosexualität international nicht mehr als Krankheit und in einer Volksabstimmung strichen die Schweizer Stimmberechtigten mit einer Dreiviertelmehrheit diesen Artikel dann aus dem Militärstrafgesetz.


Die Reformen haben zwar vieles modernisiert. Doch parallel dazu wurde die Welt etwas friedlicher. Regelmässige Studien zeigen, je weniger bedrohlich die Welt, desto geringer die Zustimmung in der Bevölkerung. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die schlagartig geändert. Damit konfrontiert, stieg bei die Zustimmung bei der letzten Befragung im Juni 2022 auf 80%.


Doch zwischen einer theoretischen Zustimmung zur Notwendigkeit der Schweizer Armee und der tatsächlichen Dienstbereitschaft liegt ein grosser Graben. Mit dem Resultat, dass heute der Truppenbestand fünf Mal kleiner ist als vor 30 Jahren. Seit 1996 kennt die Schweiz zudem einen Zivildienst, der als Ersatz für den Militärdienst geleistet werden kann. Ein weiterer Unterschied: Eine Offizierslaufbahn ist weder Garant noch Bedingung für eine berufliche Karriere und die Dienstverweigerung mit einem Kreuz auf einem Formular erledigt.


Wie füllt man also die Lücken? Eine mögliche Antwort: Mit Frauen. Bundesrätin Viola Amherd - Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS - möchte den Anteil an Frauen in der Armee bis 2030 auf 10% erhöhen. Aktuell liegt dieser bei knapp 1%.


Nik Jäger, ehemaliger Kommunikationschef der Schweizer Armee, erklärt im Gespräch, dass Frauen anders angesprochen werden müssen, um diese richtig abzuholen. Doch auch die Infrastruktur muss diesen Wandel mitmachen. Dies beginnt mit getrennten WC-Anlagen, vollfunktionsfähigen Uniformen und separaten Schlafplätzen. Dinge, die beim Bau der Anlagen und dem Design der Uniformen noch nicht berücksichtigt werden mussten. Aber auch die Kultur im Militär, muss mit diesem Wandel mitwachsen. Es muss zur Normalität werden, dass man unabhängig vom Geschlecht in die Schweizer Armee kommt. Das heisst auch, dass für Frauen dieselben Regeln, Bedingungen und Anforderungen gelten wie für Männer.



In dieser Folge Let's Talk Strategy: - Wie das Militär mit dem Kommando MIKA seinen Führungsstil auf den Kopf stellt

- Welche Marketingkanäle die Schweizer Armee für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet

- Wo sie heute in Bezug auf Diversity im Militär stehen und was sich dafür verändern muss


Führung & Resilienz lernen in der Schweizer Armee?


Die ursprüngliche Zielgruppe der Schweizer Armee waren wehrhafte junge Männer, die eine Dienstpflicht hatten. Das Gesetz hat automatisch für Nachschub gesorgt und genau aus diesem Grund hat man sich auch zu wenig um sie gekümmert, erklärt Oberst Nik Jäger.


Mit dem mangelnden Nachwuchs, steht das Militär somit vor einer ähnlichen Herausforderung wie viele andere Institutionen: Wer ist unsere (neue) Zielgruppe, was ist ihre Erwartung an uns, wo informieren sie sich und wie können wir sie langfristig an uns binden?


Für Nik Jäger liegt eine der Antworten in ihrem Ausbildungsangebot, welches auch ausserhalb des Militärs viele Türen öffnet. So zum Beispiel die praktische Führungsausbildung, die sie von anderen Armeen abhebt, und damit einen echten USP bildet. Dabei setzt die Schweizer Armee auf eine menschenorientierte und somit transformationale Führung und orientiert sich an drei I:


  • Identifikation mit den Aufgaben und Leuten

  • Inspiration

  • Individualisierung


Das Chef-Sein hat sich somit – auch in der Schweizer Armee - stark gewandelt. Nik Jäger führt aus: «Heutzutage kommen Leute in eine Firma wegen dem Chef oder der Chefin. Es geht um eine Vorbildfunktion, um Authentizität und Berechenbarkeit.».



Doch auch das Thema Resilienz spielt eine wichtige Rolle in der Führungsausbildung. Ein Thema das auch in der Privatwirtschaft kaum aktueller sein könnte.


Welchen Einfluss Prozesse und Vertrauen auf die Resilienz haben und welche Herausforderungen Social Media für das Schweizer Militär mit sich bringt erfährst du in dieser Let’s Talk Strategy Folge.


Den Podcast findest du bei Apple Podcasts, Spotify und überall, wo's Podcast gibt!



Über den Let's Talk Strategy Podcast

Veränderte Märkte, neue Erwartungen, unkonventionelle Lösungen: Jedes Gespräch führt hinter die Kulissen der spannendsten Unternehmen in der Schweiz. Von der Traditionsmarke bis zum Start-up.

Marketingverantwortliche und Geschäftsführer:innen von in der Schweiz tätigen Unternehmen berichten über die Lancierung, (Re)Positionierung oder Weiterentwicklung ihrer Marke: Wen sie damit erreichen, wie sie sich von der Konkurrenz unterscheiden und was ihre Marketingstrategie ausmacht. Ein Blick auf die Trends, und wie sich diese auf die Zukunft des Unternehmens auswirken, rundet jede Folge ab.


Tanja Herrmann führt durch den «Let’s Talk Strategy» Podcast. Sie ist Geschäftsführerin der Influencer- und Social Media Marketing Beratungsagentur House of Influence, Studiengangsleiterin an der HWZ für den CAS Marketingstrategie sowie Dozentin an diversen Schweizer Fachhochschulen im Bereich Marketing.


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