TikTok ist momentan wohl die App, über die am meisten diskutiert wird. Wer hat die App überhaupt installiert? An welcher Challenge soll man teilnehmen? Soll man den viralen Tanz zu Savage Love tanzen oder doch lieber den zu Coño ? Wird Präsident Trump die App in den USA tatsächlich sperren lassen und was ist in Indien passiert?
In diesem Blogbeitrag bringen wir dir die Plattform etwas näher, auch wenn du sie selber nicht verwendest. 😉
Dürfen wir vorstellen: TikTok
TikTok ist ein Portal für kurze Videoclips, die 15-60 Sekunden lang sein können. Grosse Beliebtheit haben unterhaltsame Videos, Musikvideos und kurze Tutorials. Wie weitere Social Media Apps bietet auch TikTok die Möglichkeit mit anderen zu interagieren. Dazu gehören die Likes, die Kommentare und nicht zu vergessen, die Direktnachrichten.
Zahlen, Zahlen, Zahlen…
TikTok zählt weltweit über 800 Mio. Nutzerinnen und Nutzer, wovon 500 Mio. aus China stammen. Die App ist vor allem bei der Generation Z sehr beliebt. 69% der Nutzerinnen und Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Nur 31% sind älter als 25 und nicht mehr als 15% sind älter als 35 Jahre alt. Die Aufteilung zwischen Android (46%) und iOS (54%) ist fast ausgeglichen. Die Aufteilung nach Geschlecht hingegen zeigt einen grossen Unterschied. 60% sind weiblich und 40% sind männlich.
In den USA rufen die Nutzerinnen und Nutzer die App mehr als 8x am Tag auf und die Verweildauer beträgt 46 Minuten pro Tag. In Deutschland liegt diese bei 50 Minuten und in Grossbritannien sogar bei 53 Minuten. Als Vergleich: Auf Instagram beträgt wie durchschnittliche Nutzungsdauer weltweit 53 Minuten.
Es werden jedoch nicht nur Videos geschaut, sondern auch hochgeladen. Ganze 34% der Nutzerinnen und Nutzer laden täglich Videos auf die Plattform hoch.
In der Schweiz sind laut einer Schätzung der Online Agentur Xeit lediglich ca. 500'000 Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform. Eine offizielle Zahl von TikTok gibt es nicht. TikTok wird hier hauptsächlich von den 9- bis 17-jährigen genutzt. Eine Umfrage hat ergeben, dass von den 9-17-jährigen ein grosser Teil die App installiert hat. In der Unterteilung 18- bis 20- jährige und über 20-jährige nimmt der Anteil deutlich ab.
(Quelle: Xeit)
Werbung auf TikTok
Auf TikTok gibt es vier verschiedene Formate, welche eingebucht werden können. Folgende Möglichkeiten hat man in der Schweiz, wenn man auf TikTok Werbung schalten möchte. Die Anzeigen können noch nicht im Selfservice eingebucht werden. Die Werbeformate können aber über unser Partnernetzwerk eingebucht werden.
Top View Lite: Diese Werbung wird im Vollbildmodus angezeigt und ist ein 3-5 Sekunden langes GIF oder Video ohne Ton. Alternativ kann auch nur ein Bild angezeigt werden. Sie wird den Nutzerinnen und Nutzern direkt beim Öffnen der App angezeigt. Dieses Format kann mit einer Verlinkung auf eine interne oder externe Landingpage versehen werden. Der Werbeplatz wird während 24 Stunden exklusiv gebucht.
Top View: Im Vergleich zur Top View Lite Werbung kann das Video bis zu 60 Sekunden lang sein und mit einem Ton hinterlegt werden. Gleich ist, dass auf eine interne oder externe Landingpage verlinkt werden kann und auch dieser Platz während 24 Stunden exklusiv gebucht wird.
In-Feed Video Ad: Diese Ad kann bis zu 60 Sekunden lang sein und wird im For You-Feed angezeigt beim Wechseln von Videos. Die Nutzerinnen und Nutzer können anhand von einem Call-to-Action Button auf eine Zielseite weitergeleitet werden. Diese Art von Werbung ist vergleichbar mit einer Story-Ad auf Instagram.
Für viele weitere Länder stehen zusätzlich noch weitere Werbeformate auf TikTok zur Verfügung. Die Schweiz muss sich aktuell noch etwas gedulden.
Branded Hashtag Challenge: Auf der Entdecken Seite von TikTok erscheinen Challenges. Auch hierfür kann man Ads schalten, damit die Challenge 6 Tage angezeigt wird. Diese kann auch mit einem Brand Takeover oder In-Feed Video kombiniert werden um die Reichweite zu erhöhen.
Branded Effects: Diese bieten den Usern beim Aufnehmen animierte Objekte, Gesichtsfilter und mehr kreative Auslebung. Sie können mit der Hashtag Challenge kombiniert werden, um die Effects bei den Usern bekannter zu machen. Die Effects sind auf Instagram und Snachat als AR-Filter bekannt.
Wichtig zu beachten im Influencer Marketing ist, dass die Influencerinnen und Influencer in den Beiträgen keine direkten Verlinkungen setzen können. Die Links können nur in der Bio im Profil gesetzt werden.
Geld verdienen auf TikTok – geht das?
Ende Juli hat TikTok hat einen 200-Millionen-Dollar-Fonds angelegt, von dem ausgewählte Userinnen und User profitieren können. Bei YouTube gibt es bereits die Möglichkeit, Inhalte zu monetarisieren.
Userinnen und User müssen sich zuerst qualifizieren und von TikTok angenommen werden. Sie müssen volljährig sein und mindestens 10'000 Follower und 10'000 Views auf TikTok in den letzten 30 Tagen ausweisen können. Die 19 ersten Creators, die am Programm teilhaben dürfen, hat TikTok bereits bekannt gegeben. Wie viele Creators jedoch insgesamt aufgenommen werden, wie viel Geld ausbezahlt wird und auf welche Art dies geschieht, ist momentan noch unklar.
Was für Risiken gibt es?
Die Risiken auf TikTok unterscheiden sich (bis auf eines) wenig von denen bei Snapchat oder beispielsweise Instagram. Das Hauptproblem besteht darin, dass die App hauptsächlich sehr junge bis junge Nutzerinnen und Nutzer anzieht. Diese sind sich oftmals nicht darüber bewusst, dass überhaupt Risiken bestehen oder können das Ausmass der Risiken nicht richtig einschätzen.
Mindestalter
TikTok darf offiziell erst ab 13 Jahren genutzt werden. Für Nutzerinnen und Nutzer unter 18 braucht es die Einverständniserklärung der Eltern. Weder das Alter, noch die Einverständniserklärung wird in der Praxis wirksam überprüft. Kinder, die ein falsches Alter angeben, können die App trotzdem herunterladen und verwenden.
Cyber-Grooming
Unter Cyber-Grooming versteht man das Vorgehen, bei dem Erwachsene online Kontakt zu Kindern herstellen, um einen sexuellen Missbrauch vorzubereiten.
Auch auf TikTok gibt es die Möglichkeit zu kommentieren oder Direktnachrichten zu verschicken. Dies ermöglicht gefährliche Kontaktaufnahmen durch fremde Personen. Für unerfahrene Kinder und Jugendliche besteht zudem die Gefahr, dass sie durch freizügige und unbedachte Videos zu viel von sich preisgeben und so Opfer von Cyber-Grooming werden.
Jugendgefährdende Inhalte
Laut Recherchen von jugendschutz.net werden rechtsextreme und islamistische Inhalte verbreitet. Ebenfalls werden Videos, die Selbstgefährdungen verherrlichen auf der Plattform geteilt.
Urheberrecht
Die Videos in TikTok können mit Songs hinterlegt werden. Diese Songs sind nur für TikTok lizensiert. Es können also Abmahnungen drohen, sobald die Videos auf anderen Plattformen wie Instagram oder YouTube geteilt werden. Auf Instagram funktioniert die Lizenzierung in den Storys über Spotify – im Feed funktioniert dies hingegen nicht. Auch bei den Reels können Lieder aus der Instagram-Musikbibliothek verwendet werden.
Datensicherheit
In Indien wurden insgesamt 59 chinesische Apps gesperrt. Dazu gehört auch TikTok. Die App ist auch nicht mehr im Google Play oder im Apple App Store zu finden.
Der Grund für die Sperrung ist, dass das indische Informationstechnologieministerium mehrere Berichte erhalten hat, wo festgehalten wurde, dass Nutzerdaten missbraucht und auf Servern ausserhalb des Landes gespeichert werden.
Auch die USA möchte die App sperren lassen. Bereits im Jahr 2019 wurde US-Militärangehörigen wegen Sicherheitsbedenken untersagt, die App auf ihren Dienst-Smartphones zu nutzen. Die Behörden haben Bedenken, dass die chinesische Firma ByteDance (die hinter TikTok steckt), die Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergibt. Das Unternehmen weist jedoch alle Vorwürfe zurück. Der US-Aussenminister Mike Pompeo warnt alle Amerikaner davor die App herunterzuladen. Falls man dies doch tue, müsse man damit rechnen, dass die Daten bei der Kommunistischen Partei Chinas landen. Oracle bestätigte am 14. September 2020 die Beteiligung an einem Plan von Bytedance. US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte, der Vorschlag sehe auch die Ansiedlung des Globalen Tiktok-Geschäfts in den USA mit rund 20'000 Arbeitsplätzen vor.
Zudem veranstalteten TikTok-Userinnen und User kürzlich eine Protestaktion. Sie reservierten immer wieder Tickets für die Kundgebung von Präsident Trump und liessen diese verfallen. Dadurch blieben die Zuschauerränge der Veranstaltung mehrheitlich leer und Trump trat in fast leeren Hallen auf. Ob auch dies mit der geplanten Sperrung zu tun hat, ist unklar.
Und nun ermittelt auch noch Frankreich gegen TikTok. Die Datenschutzbehörde des Landes hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Grund dafür ist eine Beschwerde gegen den Dienst. Worum genau es geht, wurde nicht bekannt gegeben.
Fazit
TikTok ist zurzeit die am meisten heruntergeladene App und vor allem bei der Generation Z sehr beliebt. Wird die Plattform richtig eingesetzt, kann eine grosse Reichweite erzielt werden und der Unterhaltungsfaktor der Kurzvideos ist sehr hoch. Die Plattform hat durch die vielen Downloads in den letzten Monaten ein sehr grosses Potenzial für Firmen. Erste Schweizer Firmen setzen bereits auf TikTok und können von den schnell wachsenden Reichweiten profitieren. Dazu gehören zum Beispiel Coop (40.5k Follower), Energy (97.8k Follower) und Migros (28.3k Follower).
Um die Risiken möglichst gering zu halten und die Vorteile auf Social Media zu nutzen gilt wie immer: Aufpassen, was man teilt - das Internet vergisst nie 😊
Quellen
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